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Institut für Informatik

JAHRESBERICHT 1996


Vorwort

Der Aufbau der Informatik ging im Berichtszeitraum weiter voran, wenngleich nur in relativ geringem Tempo. Im September erfolgte die Besetzung des Lehrstuhls Intelligente Systeme durch Herrn Prof. Brewka. Damit sind mit der seit 1993 laufenden Vertretung der Professur Technische Informatik (Prof. Spruth) sechs der zehn Professuren besetzt. Drei weitere Professuren (Bild- und Signalverarbeitung, Parallelverarbeitung und Komplexe Systeme, Rechnernetze und Verteilte Systeme) wurden zu Jahresbeginn ausgeschrieben, so daß eine Besetzung in 1997 realistisch erscheint. Die Bibliothekszweigstelle Informatik/URZ wurde räumlich vergrößert, wodurch sich die Arbeitsbedingungen verbesserten und Platzreserven für die notwendige Schließung noch bestehender Lücken geschaffen wurden.

Im Berichtsjahr konnte die Einwerbung von Drittmitteln weiter gesteigert werden, worüber der überwiegende Anteil der am Institut befristet beschäftigten Wissenschaftler finanziert wird. Die Förderung erfolgt durch DFG (sechs Projekte), BMBF (drei Projekte), EU, SMWK (sächsisches Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst) sowie mehrere Wirtschaftsunternehmen. Das Institut nimmt dabei unter anderem an zwei DFG-Schwerpunktprogrammen sowie dem bundesweiten BMBF-Verbundprojekt MeDoc (multimediale elektronische Dokumente) teil.

Besondere Erwähnung verdient ferner die Einrichtung eines Kompetenzzentrums für Hochgeschwindigkeitsnetze (Prof. Spruth), an dem u.a. die ATM-Technologie erprobt wird. Aktuelle Ergebnisse fanden u.a. auf der Leipziger Computermesse BIK96 große Beachtung. Am Lehrstuhl Datenbanken (Prof. Rahm) wurde ein Recherchesystem realisiert, mit dem der Literaturbestand der Bibliothekszweigstelle Informatik/URZ über das WWW abgerufen werden kann, ebenso wie die am Institut erstellten Forschungsarbeiten (im Volltext). Im Bereich Automatische Sprachverarbeitung (Prof. Heyer) wurde eine Instituts-CD entwickelt, welche die Forschungsschwerpunkte sowie Studienmöglichkeiten am Institut für informatik multimedial präsentiert und die sich sehr großer Nachfrage erfreut. Damit ist das Institut bundesweit eine der ersten Informatik-einrichtungen, welche diese moderne Art der Selbstdarstellung einsetzt.

Herausragendes Ereignis im Bereich der Lehre war der erfolgreiche Start der zum WS 96/97 neu eingeführten Studienrichtung Medizinische Informatik. Sie wird zusammen mit der Medizinischen Fakultät durchgeführt und stellt ein Novum in den Neuen Bundesländern dar. Die Studienrichtung ist in den Diplomstudiengang Informatik integriert und umfaßt das Nebenfach Biomedizin sowie den Studienschwerpunkt Medizin-Informatik. Das im Leipziger Informatikstudium vorgesehene Berufspraktikum ist in einer medizinischen Einrichtung zu absolvieren. Nicht zuletzt aufgrund der neuen Studienrichtung konnten die Anfängerzahlen im Diplomstudiengang mit knapp 100 Anfängern fast verdoppelt werden. Gemessen an der Zahl besetzter Professuren wurde damit eine Überlast erzielt; die nominelle Auslastung liegt über dem Bundesdurchschnitt für Diplomstudiengänge Informatik und weit über der Auslastung an den anderen sächsischen Universitäten.

Am Institut wurden 1996 mehrere wissenschaftliche Workshops durchgeführt. Im März fand der internationale Workshop ELP96 (Extensions of Logic Programming) statt. Im Juni folgte das zweite Sächsische Informatikkolloquium zum Thema Electronic Publishing. Daneben wurden ein gut besuchter Work-shop der MeDoc-Pilotanwender (zusammen mit der HTWK Leipzig) sowie der Workshop "Informationsverarbeitung in der Biomedizin" (zusammen mit der Medizinischen Fakultät) durchgeführt. Gemeinsam mit dem Zentrum für Höhere Studien (ZHS) sowie der Sächsischen Entwicklungsgesellschaft für Telematik (SET) wurde eine Kolloquienreihe zum Thema "Deutschland auf dem Weg in die Informationsgesellschaft" begonnen, die auch 1997 fortgesetzt wird.

Im Berichtsjahr kam es turnusgemäß zu einer Neuwahl der Fakultätsräte sowie der Fakultätsleitung, deren Amtszeit bis zum September 1999 reicht. Gemäß sächsischem Hochschulgesetz war dabei eine Wiederwahl von Dekan bzw. Prodekan ausgeschlossen. Der neue Dekan der Fakultät für Mathematik und Informatik wird mit Herrn Prof. Stückrad wiederum von der Mathematik gestellt. Als neuer Prodekan und Leiter des Instituts für Informatik wurde Prof. Rahm gewählt. Der bisherige Institutsleiter Herr Prof. Gerber, für dessen hohen Einsatz in den letzten Jahren auch an dieser Stelle ein herzlicher Dank ausgesprochen sei, wurde zum neuen Studiendekan der Fakultät bestimmt.

Wie andere Einrichtungen hatte das Institut 1996 stark unter der sich dramatisch zuspitzenden Haushaltsmisere zu leiden, welche bereits die Arbeitsfähigkeit bedroht. Die ohnehin unzureichenden Mittelzuweisungen wurden zunächst mit einer Haushaltssperre von 10% und im Juli plötzlich mit einer zusätzlichen Kürzung von 18% belegt, so daß im Rest des Jahres fast keinerlei Geräte, Dienstreisen oder Gastvorträge mehr finanziert werden konnten! Weiterhin wurde seitens der Landesregierung ein empfindlicher Stellenabbau im Hochschulwesen für die Jahre 1996 bis 1999 verordnet. Damit einher ging eine erneute Strukturdiskussion an den Hochschulen, die zum Jahresende noch nicht abgeschlossen war und erhebliche Unruhe hervorrief. Landespolitik und Hochschulleitung sind gefordert, endlich verläßliche und ausreichende Arbeitsbedingungen zu schaffen. Dies gilt insbesondere für die Informatik, welche für die Zukunft Deutschlands und Sachsens von besonderer Wichtigkeit ist und in Leipzig stark nachgefragt wird.

Der vorliegende Jahresbericht beschreibt in bewährter Weise die im Jahr 1996 am Institut für Informatik durchgeführten Arbeiten in Forschung, Lehre und Administration. Weitere Informationen finden sich auf der angesprochenen Instituts-CD sowie auf den Institutsseiten im World-Wide-Web.

Leipzig, im Februar 1997 Erhard Rahm


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HTML-Umsetzung: Andreas Zerbst