Funktionale Anforderungen

Funktionale Anforderungen beschreiben die Fähigkeiten eines Systems, die ein Anwender erwartet, um mit Hilfe des Systems ein fachliches Problem zu lösen. Die Anforderungen werden aus den zu unterstützenden Geschäftsprozessen und den Ablaufbeschreibungen zur Nutzung des Systems abgeleitet.

Die Beschreibung der funktionalen Anforderungen erfolgt beispielsweise in Form von Anwendungsfällen (Use Cases). Ein Anwendungsfall beschreibt dabei einen konkreten, fachlich in sich geschlossenen Teilvorgang. Die Gesamtheit der Anwendungsfälle definiert das Systemverhalten. Ein Anwendungsfall kann in einfachem Textformat beschrieben werden, häufig stehen jedoch organisationsspezifische Muster zur Beschreibung zur Verfügung. Für datenzentrierte Systeme wird im Rahmen der funktionalen Anforderungen ein erstes fachliches Datenmodell erstellt, das als Grundlage des späteren Datenbankentwurfs dient. Das fachliche Datenmodell des Systems wird aus den Entitäten des Domänenmodells abgeleitet.

Die funktionalen Anforderungen sind die zentralen Vorgaben für die Systementwicklung. Sie werden in der Gesamtsystemspezifikation (Pflichtenheft) übernommen und bei Bedarf konkretisiert.

Beispielhafte Produktgestaltung

Die folgenden Bausteine geben einen Überblick über diese Ausprägungen wieder.

Unterstützte Geschäftsprozesse

Die Geschäftsprozessanalyse stellt die Gesamtfunktionalität des Systems, den so genannten Gesamthorizont, dar und beschreibt die Aufbau- und Ablauforganisation, die durch das zukünftige System unterstützt werden soll.

Funktionale Anforderungen in Textform

Alle funktionalen Anforderungen sind zunächst in Textform darzustellen. Die Struktur der Texte sollte mindestens folgende Merkmale enthalten:

Der Aufbau der funktionalen Anforderungen in Textform sollte sich an der Struktur der Prozessanalyse orientieren. So sind bei einer hierarchischen Gliederung der Geschäftprozesse auch die funktionalen Anforderungen analog zu strukturieren.

Für IT-Systeme wird dem Auftraggeber empfohlen die funktionalen Anforderungen in Textform in Use Cases umzusetzen, auch wenn er eventuell Dritte damit beauftragen muss. Damit bekommen zum einen die Auftragnehmer eindeutige Vorgaben über die funktionalen Anforderungen an das System, zum anderen sind sie Grundlage für testbare Abnahmekriterien.

Das Hilfsmittel "Anwendungsfall", auch Use Case genannt, ermöglicht dem Nutzer die funktionalen Anforderungen mit minimalem Aufwand und ohne IT-Kenntnisse verständlich zu formulieren. Damit wird die Kommunikation zwischen dem Nutzer und dem Entwickler erleichtert. Anwendungsfälle ermöglichen es die funktionalen Anforderungen auf Vollständigkeit zu überprüfen, eine Abfolge der Realisierungsschritte, wie Inkremente, festzulegen und die Testfälle zu erstellen.

Übersicht aller Anwendungsfälle

Die Übersicht enthält die Zusammenstellung aller Anwendungsfälle und deren Verknüpfungen untereinander.

Ausgearbeitete Anwendungsfälle

Jeder einzelne Anwendungsfall ist in einer für Use Cases vorgeschriebenen Form zu beschreiben. Use Cases sind gut geeignet, um die Anwenderanforderungen über den gesamten Lebenszyklus eines Systems verfolgbar zu machen (Traceability). Die Beschreibung eines Anwendungsfalles enthält eine begrenzte Arbeitssituation innerhalb des Anwendungssystems, ist ein fachlich komplett abgeschlossener Vorgang, der dem Nutzer einen fachlichen Nutzen bringt und weist folgende Merkmale auf:

Die Gesamtheit der Anwendungsfälle definiert das Systemverhalten. Jeder Anwendungsfall wird durch einen strukturierten Text beschrieben, das heißt die Beschreibung erfolgt mittels Formblatt. Ein Anwendungsfall kann in weitere Anwendungsfälle untergliedert werden.

Anwendungsfälle und spezifische nichtfunktionale Anforderungen

Anwendungsfälle können spezifische geforderte Eigenschaften (nicht-funktionale Anforderungen) besitzen, die für die Durchführung des Anwendungsfalls entscheidend sein können. Beispiele für nicht-funktionale Anforderungen eines Anwendungsfalls sind Sicherheitsanforderungen, Unterstützung eines Rollenmodells zur Zugriffsverwaltung, Mindestantwortzeiten oder Verfügbarkeit.

Fachliches Datenmodell

Soweit die Lösungen auf der Auftraggeberseite bereits klare Vorstellungen angenommen haben, kann ein fachliches Datenmodell erstellt werden. Das fachliche Datenmodell definiert alle Entitäten der Domäne, die im Rahmen der Anforderungen eine Rolle spielen. Entitäten sind in gewisser Weise die Hauptwörter in den Anforderungen. Wenn beispielsweise das System einen Bankkunden bei der Eröffnung eines Kontos unterstützen soll, so sind Kunde und Konto Entitäten des Datenmodells.

Das fachliche Datenmodell beschreibt die Eigenschaften der Entitäten sowie die Beziehungen zwischen ihnen. Es dient als Grundlage für den Datenbankentwurf im Rahmen der Systemerstellung.

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