# Chat zum Seminar am 12.11.2020 Vorbemerkung: Ich habe versucht, die einzelnen Beiträge nach Themen zu sortieren. ## Meine eingangs der Diskussion gestellten Fragen [15:47] graebe : Wurde Napster eingestellt oder von der Musikindustrie übernommen? Was ist dort genau passiert? Rechtliche Frage bei The Pirate Bay und anderen P2P Strukturen: Welche rechtliche Verantwortung hat der Anbieter des Dienstes? Was ist mit iTunes von Apple? Wie haben die Labels im vordigitalen Zeitalter den Vertrieb organisiert? Bei Büchern etwa gab es schon lange zentrale Vertriebskanäle wie den VLB, das von allen Verlagen gleichermaßen genutzt wurde. Wie funktioniert die Finanzierung von Spotify? Kommentare dazu? Wie geht Spotify mit technologischem Fortschritt um? Streaming: Musikkonserve und Livemusik unterscheiden sich darin, dass zweiteres mit jeder Aufführung Musik neu interpretiert. Vermarktungsstrategien der Plattform vs. Vermarktungsstrategien der Künstler. Wie sind die miteinander vernetzt? Welche Unternehmensform hat Bandcamp? Ist das eine Genossenschaft? ## Streaming und Clustering von Musikangeboten [16:01] C. : Du hast ja schon über den Einfluss, den das Streaming auf Poplieder nimmt, gesprochen. Hast du etwas zu Konzeptalben gefunden? Es scheint mir derzeit, dass das dann eher etwas von Bandcamp ist als von Spotify, weil die Playliststrukturen ja die einzelnen Lieder auseinander reißen und damit ihrem Kontext berauben. [16:04] Caroline : Noch eine Frage zu Spotify. Du meintest, dass „kleine“ noch unbekannte Künstler*innen bei Labels keine gute Verhandlungsbasis haben und so wenig pro Abspielen bekommen. Bietet Spotify da nicht eine gute Möglichkeit, dass man auch ohne Label seine Musik auf Spotify hochladen kann? Weißt Du, wie viel man da pro Abspielen bekommen kann? Oder lohnt sich das sowieso nicht, weil man in den Massen der Musik untergeht? [16:04] Jonas Irmler : Zu Folie 12: Du hattest gesagt, als Abonnent von Spotify darf man an der Branded Experience teilnehmen. Was ist die "Marke" in diesem Kontext? Spotify? Also bedeutet die Branded Experience, dass Spotify das Streaming Erlebnis quasi als Marke verkauft? [16:05] A. : @C. Ich denke, die Künstler, die auf Spotify sind, haben generell eher ein kommerzielles Interesse als die auf Bandcamp. Und Konzeptalben sind wahrscheinlich nicht so massentauglich wie die heutige Popmusik. Man kann ja auch auf Spotify Alben direkt hören. Ich denke nicht, dass es also an den Playlists liegt. [16:07] C. : @A. Dankeschön. Hatte mich interessiert, ich weiß leider nicht, wie verbreitet Konzeptalben überhaupt in der Popmusik sind, deshalb war es ein interessanter Gedanke.^^° [16:35] Marlene M : Ich habe gehört, dass der Ausstausch zwischen Bands, Labels und Serienmacher in den letzten 10 Jahren deutlich angestiegen ist. Und das Vorkommen eines Songs z.B. in einer Netflix Serie maßgeblich für den Durchbruch von vorher kleinen bis mittelgroßen Bands verantwortlich ist. Demnach würde ja auch ein Ausstausch zw. Filmstreaming und Musikstreaming Sinn machen, oder? [16:38] A. : @Marlene wieso würde das daher Sinn machen? Meinst du so eine Art Crosspromo? [16:40] Marlene M : Bin mir grad auch nicht mehr sicher, was ich damit sagen wollte. Viel mehr, dass das, was heutzutage gehört wird, stark durch Serien und Filmstreaming beeinflusst wird, wie früher eher durch MTV und Radio. Wie das mit dem Musikstreaming zusammenhängt, bin ich mir nicht sicher. ## Datenschutz und IPR [15:58] Pein : Das mag nicht ganz dein Thema sein, aber: Hast du was zu den Daten gefunden, die Spotify über die User vorhält bzw. an die Werbetreibenden weitergibt? Frage war: Wie weit ist Spotify als international agierend an deutsches Datenschutzrecht gebunden? Die Sachen können ja auf nicht-deutschen Servern liegen. [16:10] Pein : Wenn Spotify ihr Angebot in Deutschland anbietet, müssen sie DSGVO-compliant sein. [16:10] A. : Wenn internationale Unternehmen in Deutschland agieren müssen sie sich doch an deutsches Recht halten. [16:11] Pein : DSGVO-Anfragen an Spotify sind möglich, man bekommt dort auch eine umfangreiche antwort. Habe das im Freundeskreis mal ausprobiert. Würde ich nachreichen, da ich die Antwort grade nicht zur Hand habe. Kann mich auf jeden Fall daran erinnern, dass die gefolgten Musiker*innen sowie die abgespielten Tracks drin waren. [16:11] Isidor Z. : @Pein: Datenausleitungen z.B. in die USA sind von deutschen Datenschutzbehoerden nur bedingt ueberpruefbar. [16:13] Isidor Z. : @Pein: Z.B. bei "Zoom" ein Problem, das auch in Deutschland Dienste anbietet, vgl. https://www.uni-kassel.de/einrichtung/index.php?eID=dumpFile&t=f&f=1092&token=0568e4e5bd9f740baf69bf375411bb6c8bd2e37a [16:16] Pein : @Isidor Daher rühren auch die vielen Bedenken aus der Datenschutz-Community, was den Einsatz von Zoom im Unis, Schulen und öffentlichen Einrichtungen betrifft. ## IPR und technische Sperren [16:08] Isidor Z. : Welche Rolle spielen Deiner Einschaetzung nach Technologien zum Schutz von Rechten ("Kopierschutztechnologien") fuer Musik-Streamingdienste? Du hattest erwaehnt, dass man nur beim Bezahldienst von Spotify die Playlisten offline haben kann. Sind sie offline nach wie vor irgendwie technisch abgeschirmt, so dass der Nutzer sie z.B. nicht auf einen MP3-Spieler aufspielen kann? Bei Video-Streaming etwa ist das Thema noch hochaktuell, erst in den letzten Wochen wurde mit einigem Echo die Open-Source-Software "youtube-dl" mit rechtlichen Mitteln von github.com verbannt, da es die Moeglichkeit schafft, zum Streaming bestimmte Inhalte auch offline nutzen zu koennen. [16:11] Klara : @Isodor Auch wenn man es offline runter geladen hat, kann man es nicht auf einen MP3-Player ziehen. [16:17] A. : Du meintest ja, dass es relativ schwierig ist gegen Nutzer von TPB vorzugehen, doch ich glaube, bei solchen P2P-Systemen ist es relativ einfach, an die IP und über den Netzbetreiber dann an den Nutzer zu kommen. Torrent-Nutzer bekommen häufig Abmahnungen mit Schadensersatzforderung in Höhe von Lizenzierungsbeträgen, da man beim Download die Datei selbst für andere anbietet. Filesharingplattformen sind da sicherer. [16:23] A. : Ich denke der Provider ist nicht haftbar und sollte es nach meinem Rechtsverständnis auch nicht sein. Vodafone zum Beispiel hat sich dennoch entschieden, manche Webseiten nicht mehr durch seine Netze zu leiten. [16:25] A. : Die Betreiber solcher vermeintlich illegaler Plattformen sind glaube ich nicht in der Pflicht, ihre Nutzer auszuspionieren. Sie müssen lediglich illegale Dinge von ihrer Seite entfernen, sobald sie davon wissen. [16:26] A. : Häufig spielt bei juristischem Vorgehen gegen solche Plattformen der Anteil illegaler Inhalte auf der Plattform eine Rolle. [16:29] A. : zum Thema Vorratsdatenspeicherung glaube ich gibt es noch keine Verpflichtung. [16:30] Pein : Youtube-DL wurde auf Github gesperrt. Nicht auf YT. [16:31] A. : Die Klärung der Vorratsdatenspeicherung hängt momentan noch vor dem europäischen Gerichtshof. Derzeit ist sie ausgesetzt. [16:31] Pein : Youtube DL ist ein Kommandozeilen-Tool, über das die API von Youtube, die auch die Website in die App benutzt, angesprochen wird. [16:33] Pein : Aus dem Wikipedia-Artikel dazu: The RIAA request argued that youtube-dl violates the Section 1201 anti-circumvention provisions of the DMCA, and provisions of German copyright law, since it circumvents a "rolling cipher" used by YouTube to generate the URL for the video file itself (which the RIAA has considered to be an effective technical protection measure, since it is "intended to inhibit direct access to the underlying YouTube video files, thereby preventing or inhibiting the downloading, copying, or distribution of the video files"), and that its documentation expressly encouraged its use with copyrighted media by listing music videos by RIAA-represented artists as examples. [16:35] Pein : Mit Youtube-DL wird der hier genannte Schutzmechanismus ausgehebelt, daher auch die Entfernung per DMCA. Die Software ist jedoch immer noch über andere Repositories verfügbar, und die Entfernung wird auch angefochten, da youtube-dl auch zu legalen Zwecken genutzt werden kann und genutzt worden ist. ## Künstlerische Freiheit und finanzielle Zwänge [15:55] A. : Ich denk man kann Vinyl gewissermaßen auch als Luxus verstehen und als Möglichkeit den Künstler stärker zu unterstützen. [16:15] Isabelle : Schränkt das Streaming-System nicht eigentlich die künstlerische Freiheit und Entfaltung ein, wenn Musik daran angepasst wird, was der Masse an Hörern gefällt? Und wird Musik dann nicht immer mehr und mehr zu einem großen "Einheitsbrei"? [16:16] Jonas Irmler : Ja aber da hilft das Radio bspw. auch nicht imho. [16:16] Klara : @Isabelle in gewisser Weise mit Sicherheit, aber wenn es dein Beruf ist möchtest du auch Geld damit verdienen. Wenn es sich keiner anhört, bekommst du auch kein Geld. [16:17] Isidor Z. : Guter Punkt mit der Nutzungskultur, danke! [16:20] A. : @Isabelle hinter Musik steht eben nicht nur das künstlerische Interesse, sondern auch ein kommerzielles. Das Streaming-System nimmt, meiner Meinung nach, nur insofern darauf Einfluss, dass es die dominante Strategie für finanziellen Erfolg bestimmt und letzlich damit eine Art Gruppenzwang entsteht. [16:21] A. : Aber letzlich hat ein Künstler natürlich dennoch die Freiheit, die Musik so zu gestalten, wie er will. [16:21] A. : Er verdient dann damit nur nicht sein Geld mit der breiten Masse. [16:22] Julia : @Isabelle. Das Problem gab es aber schon, seit es die Möglichkeit gibt, Musik für die Masse zu teilen. Das war ja mit dem Radio auch so. Das hat auch Dinge vorgegeben. Und auch hier haben sich nicht alle Künstler dran gehalten. Queen zum Beispiel. [16:28] Isabelle : Ja, da habt ihr schon recht. Dennoch passiert das durch Spotify ja in viel größerem Stil. Spotify vereint Millionen von Nutzern, bei Radiosendern gibt es eine viel größere Anzahl mit jeweils weniger (und je nachdem regionalen) Hörern. [16:29] Julia : schon, aber trotz allem wird überregional etwas ähnliches von der Musik gefordert. [16:34] A. : @Isabell Spotify hat ja keine andere Wahl. Es muss ja nach irgendeinem System bezahlen. Ich glaube nicht, dass Spotify das Problem darstellt, sondern generell das kommerzielle Interesse in Konkurrenz zum künstlerischen. [16:34] Caroline : Noch eine Frage zu Spotify. Du meintest, dass „kleine“, noch unbekannte Künstler*innen bei Labels keine gute Verhandlungsbasis haben und so wenig pro Abspielen bekommen. Bietet Spotify da nicht eine gute Möglichkeit, da man auch ohne Label seine Musik auf Spotify hochladen kann? Weißt Du, wie viel man da pro Abspielen bekommen kann? Oder lohnt sich das sowieso nicht, weil man in den Massen der Musik untergeht? [16:36] A. : @Isabelle Schon als Musik noch auf Platten veröffentlicht wurde, waren Lieder, die beispielsweise über 20 min gingen, nicht beliebt bei den Labels und hatten es somit auch schwerer veröffentlicht zu werden. [16:38] Jonas Irmler : Ich denke auch Musik wird einfach ganz anders konsumiert. Viel weniger "bewusst", daher sinken auch die Erwartungen an Komplexität etc. [16:41] A. : Ich fand deine These "Spotify könnte nicht ohne Produktpiraterie existieren" übrigens sehr schön! [16:43] A. : @Marlene ich denke, da sind wir wieder im Bereich der "Branded Experience", die eben auch Film und Ton verbinden kann. Wenn man ein Lied aus einer Serie hört, vermittelt es, finde ich, oft ein ähnliches Gefühl. Man verknüpft ja die Erlebnisse. ## Streaming versus Sharing und Storing [16:20] Jonas Irmler : Es gibt bei Filmen kein Spotify und ohne eine einheitliche Plattform für jegliche Musik lohnt es sich, sich die Sachen selbst zu holen.