3.3 Linear-beschränkte Automaten und kontextabhängige Klassen

Die Monotonie der Typ-1 Grammatiken erlaubt es, das Speicherband des akzeptierenden Turing-Automaten auf den Bereich des gegebenen Eingabewortes linear zu beschränken.

Definition: Linear beschränkter Automat
Eine Struktur B = (X, Y, Z, h, z0, F, [, ] ) heißt linear-beschränkter Automat, wenn
  1. (X, Y, Z, h, z0, F) ein (nichtdeterministischer) Turing-Automat (ohne Blank),
  2. [ , ] Y \ ( X Z ) (linke bzw. rechte Randmarke) und
  3. aus (y´, z´, o) h (y, z) folgt y´ = [ bzw. ] genau dann, wenn y = [ bzw. ]
    und aus y = [ bzw ] folgt o l bzw. r . (Die Randmarken dürfen weder
    geschrieben, verändert, noch überschritten werden.

 

Durch L (B) = { p p X* und [z0p] * [uzfv] mit zf F } wird die von B akzeptierte Sprache bezeichnet.

Der Automat B kann nur auf dem durch das Eingabewort beschriebenen Bandbereich arbeiten. Die Arbeitsweise von B wird durch das folgende Bild verdeutlicht:


Satz: Typ-1 Sprachen und linear-beschränkte Automaten
Eine Sprache L ist genau dann vom Typ-1, wenn es einen linear beschränkten Automaten B mit L (B) \ { } = L gibt.

(Das leere Wort kann durch einen Automaten B akzeptiert , durch eine monotone Grammatik aber nicht generiert (erzeugt) werden.)

Beweisskizze:

  1. Zu jeder monotonen Grammatik G = ( M, A, R, S ) existiert ein linear-beschränkter Automat B mit L (G) = L (B).

    O.B.d.A. kann G als Kuroda-Normalform vorausgesetzt werden, wobei für die Regeln (u, v) aus R gilt: u = v 2 und u M M2 und S nicht in v oder u = S und v = Sy . Für jedes p L (G) gibt es dann eine Ableitung
    S Sq p mit q = p -1 , d.h., es wird zunächst ein mit S beginnendes Wort der Länge von p aufgebaut. (Es ist nur ein Metazeichen m mit q = mp-1 erforderlich.)

    Man kann nun einen linear-beschränkten Automaten
    B = ( A, Y, Z, h, z0, F, [, ] ) angeben, wo h die längentreuen Regeln rückwärts ausführt und das eingegebene Wort dann akzeptiert wird, wenn zwischen den Randmarken ein Wort entsteht, daß mit den Regeln (S, v) R aus S ableitbar ist.

    (Man kann auch einen Automaten mit einem zweispurigen Band konstruieren, der auf der zweiten Spur nichtdeterministisch ein Wort aus L(G) erzeugt und dieses dann mit dem auf der ersten Spur stehenden Eingabewort vergleicht. Der Automat akzeptiert, wenn beide Spuren dasselbe Wort enthalten.)

  2. Zu jedem linear-beschränkten Automaten B existiert eine monotone Grammatik G mit L (B) \ { } = L (G).
    Die Konstruktion von G wird analog zum entsprechenden Satz für Turing-Automaten durchgeführt, nur ist hier zu beachten, daß störende Hilfszeichen wegen Monotonie nicht gelöscht werden können. Mit den Metazeichen
    zx, z[, z], S, , für x X und z Z werden deshalb folgende Regeln konstruiert:

    Ableitungsanfang: (S, ), ( , x ), ( , x), ( , z] ) für x X und
      ( ] , zf, r ) h ( ] , z ) , zf F.
    Simulation von B: ( z´ , zx ) bei ( x´, z´, o ) h (x, z) ,
      ( x´ z´x´´ , zxx´) bei ( x´, z´, r ) h (x, z), x´ X,
      ( z´x´´x´, x´zx ) bei ( x´, z´, l ) h (x, z), x´ X und
      (x´z´] , zx), ( [zx, [ x ) bei (x´, z´, r ) h (x, z), x X.

    Die Grammatik mit den so eingeführten Metazeichen und Regeln ist monoton und generiert die von verschiedenen Wörter aus L (B).

Die linear-beschränkten Automaten charakterisieren demnach gerade die Klasse der Typ-1 Sprachen.

3.4   Sprach- und Automatenklassen

 

Lf

endliche Sprachen

Le

entscheidbare Sprachen

L3

reguläre Sprachen (Typ-3)

EA

DEA

endliche Automaten

determ. endliche Automaten

L2d

determ. kontextfreie Sprachen

DKA

determ. Kellerautomaten

L2

kontextfreie Sprachen (Typ-2)

KA

Kellerautomaten

L1

kontextabhänige Sprachen (Typ-1)

LBA

linear-beschränkte Automaten

L0

aufzählbare Sprachen (Typ-0)

TA

DTA

HTA

Turing-Automaten

determ. Turing-Automaten

haltender Turing-Automat