Leipziger Volkszeitung
08.06.2002, Beilage
Zentrum für Bioinformatik ist fertig
Nachdem sich Leipzigs Uni bei einem Wettbewerb der Deutschen Forschungsgemeinschaft
gegenüber vielen Mitbewerbern durchsetzen und 1,5 Millionen Euro einwerben konnte, fließt
das Geld jetzt in ein Interdisziplinäres Zentrum für Bioinformatik (IZBI). Seit gestern hat die
neue Einrichtung ihren Sitz in der Inselstraße 22, Tür an Tür mit den Max-Planck-Instituten
für Evolutionäre Anthropologie und für Mathematik in den Naturwissenschaften.
Auf den rund 400 Quadratmetern Nutzfläche des IZBI, das über modernste Rechentechnik
verfügt, werden laut Geschäftsführer Hans Binder zunächst 13 Informatiker, Biologen und
Physiker arbeiten. Bis zum Jahresende erhöhe sich die Zahl auf 20. Spätestens dann soll auch
der Lehrstuhl für Bioinformatik besetzt sein. "Der Ruf ist bereits ergangen", sagte Professor
Markus Löffler vom Institut für Medizinische Informatik der Alma Mater, der zugleich als
wissenschaftlicher Koordinator des IZBI fungiert.
Die Forschungsstätte ist, so Löffler, "kein Institut im klassischen Sinn, sondern hat eine
flexible Struktur". Sie biete sich einerseits als Dienstleister bei Vorhaben der Planck-Institute
und der naturwissenschaftlich oder medizinisch ausgerichteten Uni-Fakultäten an, stehe aber
auch Biotech-Firmen als Partner offen. Je nach Beschaffenheit des Projekts würden
interdisziplinäre Teams formiert.
Andererseits verfolgt das IZBI drei längerfristig angelegte Schwerpunkte. Zusammen mit der
Fakultät für Mathematik und Informatik werde eine Datenbank entwickelt, die die bei Gen-Analysen
anfallenden Datenlawinen analysiert und katalogisiert, erklärte Informatik-Professor
Erhard Rahm.
Am Zentrum soll ferner der Frage nachgegangen werden, wie die Signalübertragung in Zellen
funktioniert. Ein weiteres Feld ist die computergestützte Simulation des Wachstums von
Gewebe, etwa der Darmschleimhaut oder Krebswucherungen.
Mario Beck
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