Sächsische Zeitung vom 13.Mai 2000
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Informatik



Die Grafiken: Grundlage bilden die 1999 veröffentlichten Daten der Hochschulen. Die mit * gekennzeichneten Daten wurden der SZ vom Stern-Studienführers "Start" zur Verfügung gestellt, der am Montag erscheint. Sie stammen von Studentenbefragungen ebenfalls aus dem Jahr 1999. Die Trend-Aussagen beziehen sich immer auf auf den Vergleich mit dem Vorjahr. Als Gradmesser für die Attraktivität gilt die Zahl der abgelehnten Bewerber. Eine hohe Quote hier spricht für die Qualität der Ausbildung (mit Ausnahme TU Dresden, Daten und Pfeil zeigen nur die Relation Bewerber - Studienanfänger). Steigt die Zahl der Studenten je Professor, so verschlechtern sich die Bedingungen, der Pfeil weist nach unten. Die "Studierbarkeit" sagt aus, wie viel Prozent der Studenten sich im vorgegebenen Zeitlimit befinden, also in der Regelstudienzeit studieren.

Informatik - Universitäten

Bei den Lehrberichtsdaten Informatik fällt auf, dass im Vergleich zu den anderen Hochschulen an der TU Dresden eindeutig die meisten Informatik Studierenden zu finden sind. Allerdings ist die Tendenz - im Gegensatz zu den Studienanfängerzahlen leicht fallend. Dies ist dadurch zu erklären, dass insgesamt mehr Studierende die Hochschule verlassen (Absolventen eingeschlossen), als Studienanfänger neu hinzukommen. Bei den anderen beiden Hochschulen sind zwar die Studentenzahlen (noch) nicht so hoch; allerdings sind sowohl Studienanfängerzahlen wie auch Gesamtstudentenzahl steigend.

Die Anzahl der abgelehnten Bewerber an der TU Dresden ist deutlich gestiegen (bei den anderen Hochschulen gibt es dagegen keine Ablehnungen von Bewerbern), was ein Indiz für eine steigende Attraktivität der Fachrichtung an dieser Hochschule sein könnte - wenn auch die Bewertung insgesamt überdurchschnittlich gut wäre. Dies ist jedoch leider nicht der Fall, so dass dies auf andere Ursachen zurückgeführt werden muss (wie z. B. sinkende Bewerberqualität bei gleichzeitig steigenden Interessentenzahlen).

In diesem Fall wäre die höhere Anzahl der Ablehnungen vor Aufnahme des Studiums zu begrüßen, da sie den Noch-nicht-Studenten frustrierende Erfahrungen ersparen könnte und gesellschaftliche Ressourcen schont, wenn die Studienanfänger dann auch wirklich das Studium erfolgreich absolvieren. Bis jetzt ist dies an der TU Dresden (98,6 Prozent Erfolgsquote) stärker der Fall als an der Uni Leipzig (82,3 Prozent). Chemnitz gibt im Lehrbericht über die Anzahl der endgültig nicht bestandenen Prüfungen keine Auskünfte. Die Noten der Abschlussprüfungen sind an der TU Dresden und der Universität Leipzig im Schnitt gleich gut (1,9), an der TU Chemnitz etwas schlechter (2,2).

Die durchschnittliche Studiendauer der Absolventen ist an der TU Chemnitz mit 11,1 Fachsemestern am kürzesten. Dresden (11,6) und Leipzig (11,8) folgen mit Abstand. Die gleiche Reihenfolge gab es auch schon im Vorjahr. Die Tendenz hin zu längeren Studienzeiten ist jedoch an allen Studienorten gleich. Dies kann aber ohne weitere Informationen nicht allein auf schlechte Studienbedingungen zurückgeführt werden, sondern auch mit der sich verschlechternden sozialen Situation zusammenhängen (z. B. sinkende Bafög-Gefördertenquote). Hierzu sind deshalb die studentischen Bewertungen der Studienbedingungen heranzuziehen, welche in Leipzig übrigens überwiegend besser oder zumindest gleich gut ausfallen wie an den anderen Hochschulorten. Etwa die gleiche Tendenz wie bei der Studiendauer der Absolventen zeigt sich auch beim Anteil der Studierenden, die bereits jetzt die Regelstudienzeit überschritten haben und (hoffentlich) demnächst Absolventen sein werden.

Dass die Überschreitung der Regelstudienzeit aber auch nicht allein mit der Überfüllung begründet werden kann, zeigen die Betreuungsrelationen. Diese unterscheiden sich nur wenig, wobei sie momentan an der TU Dresden etwas schlechter und an der TU Chemnitz etwas besser ist.

Informatik - Fachhochschulen

Bei den Lehrberichtsdaten Informatik fällt auf, dass im Vergleich zu den anderen Fachhochschulen die meisten Studierenden an der FH Zwickau studieren. Während die HTWK Leipzig ähnlich hohe Studentenzahlen aufweisen kann, fallen die anderen drei Fachhochschulen etwas weiter zurück. Insbesondere die Fachhochschulen HTWK Leipzig und FH Zittau/Görlitz können aber steigende Studentenzahlen verzeichnen. Bei den Studienanfängern kann dagegen nur ein schwacher Anstieg festgestellt werden, der am stärksten bei der FH Mittweida ausfällt und bei der HTW Dresden sogar in den negativen Bereich geht.

Beim Betrachten der abgelehnten Bewerber fällt besonders die FH Mittweida in das Blickfeld, die trotz stark ansteigender Studenten- und Studienanfängerzahlen auf einen Studienplatz mehr als zwei Bewerber vorweisen kann. Dies könnte ein Indiz für eine steigende Attraktivität der Fachrichtung an dieser Hochschule sein, was jedoch durch Einschätzungen von Studierenden zu belegen wäre. Ähnlich stark ist die Anzahl der abgelehnten Bewerber an der FH Zwickau gestiegen, und an der HTW Dresden ist ein leichter Anstieg zu verzeichnen.

Die HTW Dresden kann im Moment mit 100% die höchste Erfolgsquote vorweisen, während sie an der FH Zittau/Görlitz um fast 15 Prozentpunkte und der FH Mittweida um fast 16 Prozentpunkte gesunken ist. Die HTWK Leipzig liegt mit einer 64%igen Erfolgsquote noch unter diesen beiden Fachhochschulen und die FH Zwickau gibt in ihrem Lehrbericht darüber keine Auskunft. Betrachtet man sich die Durchschnittsnoten der Abschlussprüfungen, erhärtet sich der Verdacht, dass die FH Mittweida anstrebt, sich zu einer Elitehochschule zu entwickeln. Hier ist der Notendurchschnitt von 1,6 im Erhebungsjahr 1996/97 auf 2,37 im Jahr 1997/98 gesunken, während die anderen Fachhochschulen nur einen minimalen Rückgang (HTW Dresden) bzw. keine Veränderungen aufweisen. Die HTW Dresden steht mit 1,58 an erster Stelle.

Die durchschnittliche Studiendauer der Absolventen ist an der HTW Dresden mit 8,7 Fachsemestern am kürzesten. Die FH Zittau/Görlitz und die HTWK Leipzig folgen eng mit 8,9 Fachsemestern und die FH Zwickau mit 9,3 Fachsemestern. Schlusslicht bildet auch hier wieder die FH Mittweida mit 10 Fachsemestern, die auch hier im Vergleich mit den anderen Fachhochschulen den stärksten Anstieg aufweist. Die Tendenz hin zu längeren Studienzeiten ist jedoch an allen Studienorten gleich. Dies kann aber ohne weitere Informationen nicht allein auf schlechte Studienbedingungen zurückgeführt werden, sondern auch mit der sich verschlechternden sozialen Situation zusammenhängen (z. B. sinkende Bafög-Gefördertenquote).

Bei der Betreuungsrelation steht wiederum Mittweida am schlechtesten da, gefolgt von der FH Zwickau. Am besten ist die Betreuungsrelation an der FH Zittau/Görlitz und an der HTW Dresden.

(SES: Krempkow/Winter)

Viele Computer machen noch kein gutes Studium. Das muss die TU Chemnitz unweigerlich als Ergebnis der bisher umfangreichsten Studentenbefragung anerkennen. Trotz überragend guter Motivation der Studenten und der besten Ausstattung mit PC-Arbeitsplätzen: In der Lehrqualität fällt sie weit zurück. Besonders groß sind die Unterschiede in der Beratungsqualität und im Engagement der Dozenten für die Lehre. Eine "Rache" für besonders hohe Leistungsanforderungen kann diese Bewertung jedoch kaum sein, denn die Anforderungen an die Studenten sind in Chemnitz besonders niedrig. Die Bibliothekssituation wird in Chemnitz wie in Dresden gleich schlecht bewertet und die räumlichen Bedingungen lassen wiederum aus Sicht der Chemnitzer Studenten am meisten zu wünschen übrig.*õ Nahezu in allen Kategorien liegt die Leipziger Universität immer eine Nasenlänge vor Dresden und bietet aus Sicht der Studenten die beste Lehre. Insgesamt ist aus den Befragungsdaten selbst und aus dem Vergleich mit den Lehrberichtsdaten herauszulesen, dass eine gute Ausstattung und eine gute Hochschulstatistik allein noch keine gute Lehre ausmacht. Hierzu muss nicht nur die Didaktik und die Beratungsqualität stimmen. Vielmehr müssen die Lehrenden ihre Studenten auch fordern. Dies wird aber den Lehrenden nicht in die Wiege gelegt. Hierzu brauchen sie, so Soziologe René Krempkow vom SES, als festen Bestandteil ihrer Hochschullaufbahn eine auch fundierte didaktische Bildung und Leistungsanreize für gute Lehre. Die Masse der Informatik-Studenten strebt an den drei großen Universitäten dem Diplom entgegen, doch die Fachhochschulen holen bei den Studentenzahlen immer mehr auf.

 

 

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