Financial Times Deutschland
25.07.2001
Endlich Luft im Bücherregal
Von Ileana Grabitz, Hamburg
Wissen ist die eine Sache. Wissen, wo Wissen zu finden ist, die
andere. Bei der Flut von Nachschlagewerken im Internet ist es manchmal
nicht leicht, den richtigen Griff zu tun.
Wann war der Jom-Kippur-Krieg? Wo liegt die Halbinsel Mani? Was steckt
hinter dem Begriff Ballistik? Und wer war es noch mal, der einst den
Tuberkulose-Erreger fand? Nicht jeder ist so gescheit, dass er es bei
Günter Jauch gleich aus dem Effeff zum Millionär bringt. Und dann?
Folgt der Griff zum guten alten Lexikon.
Meist schneller, aktueller und umfassender ist die elektronische
Variante. Online-Lexika werfen das Gesuchte nach wenigen Sekunden aus
und werden fortlaufend auf den neuesten Stand gebracht. Dem Geldbeutel
schaden sie weniger als die Printausgaben, denn die meisten
elektronischen Nachschlagewerke sind kostenlos. Zudem gibt es häufig
ein Mehr an Information, weil die verschiedenen Nachschlagewerke meist
untereinander vernetzt sind.
Auf der Internetseite
www.xipolis.net
etwa kann der Unwissende zu
allgemeinen ebenso wie zu sehr speziellen Fragen in einem riesigen
Fundus recherchieren: 1,5 Millionen Artikel sind dort gelistet, aus
Klassikern wie der Brockhaus-Enzyklopädie, dem Fischer-Weltalmanach
und Kindlers Literaturlexikon. Einziger Nachteil: Hier muss der
Neugierige für seine Abfragen zahlen, und zwar abhängig von Umfang und
Qualität der Publikation zwischen 74 Pfennig und 2,40 DM pro Zugriff.
Das ist nicht wenig, kann sich aber durchaus rechnen - verglichen
damit, was etwa ein - zugegeben imposanter - Brockhaus kostet, der zu
Hause im Regal steht.
Wer knapp bei Kasse ist, aber vergleichbare Dienste wünscht, sollte die
Seite
www.xrefer.com
besuchen: Das Portal vereint 50 große
Nachschlagewerke unter einem Dach und eignet sich besonders gut zur
thematischen Suche in Unterverzeichnissen wie etwa Literatur, Musik
oder Geschichte.
Bei zeitgenössischen Suchbegriffen hilft die Internetseite
www.encyclopedia.com
weiter: Passend zum Thema wartet sie mit einer
breit gefächerten Auswahl an Fotos und Artikeln aus
Nachrichtenagenturen auf. Allerdings wird der Nutzer für dieses
zweifelsohne interessante Zusatzangebot anschließend zur Kasse gebeten.
Geheimdienst-Lexikon
Ein Geheimtipp für knappe und aktuelle Informationen zum
internationalen Zeitgeschehen sind die Internetseiten des
amerikanischen Geheimdienstes CIA: Unter
http://www.odci.gov/cia/publications/factbook
findet der Besucher zu allen Ländern der Erde die wichtigsten Angaben
über Politik, Geschichte, Wirtschaft und Kultur. Einzige Einschränkung
dieser Seiten sowie jener von Xrefer und Encyclopedia: Sie sind
komplett englischsprachig.
Wer Fragen in den Bereichen Telekommunikation und
Informationstechnologie hat, sollte bei
www.netlexikon.akademie.de
vorbeisurfen. Dort haben Mitglieder dieser Internet-Community 1000
redaktionelle Beiträge beigesteuert, die sich mit technischen Fragen
beschäftigen. Wem das nicht reichen sollte - auf der Seite
www.networkworld.de/onlinelexikon
findet der Telekommunikationsfreak ein mit 4000 Stichworten
ausgestattetes OnlineLexikon, das sein Repertoire aus Beiträgen der
Fachzeitschrift Networkworld auffrischt.
Auch wenn es darum geht, Rechtschreibschwächen zu lindern, hilft das
Internet weiter: Unter
www.duden.de
haben Konrad Dudens Nachfahren das Regelwerk der neuen deutschen
Rechtschreibung für jeden abrufbar hinterlegt. Bedauerlich ist nur:
Wer ein einzelnes Wort auf seine Orthographie überprüfen will, wird
zur Kasse gebeten. Der Rechtschreibdienst von
www.wissen.de
dagegen ist kostenlos.
Online-Atlas
Auf diesen Seiten findet sich zudem ein Online-Atlas, über den der
User per Mausklick selbst zu den entlegensten Orten jede Menge
geografischer Informationen erhält. Wer noch detailliertere Auskunft
haben möchte, hat unter
www.landkartenindex.de
Zugriff auf eine umfangreiche Sammlung von Stadtplänen und Landkarten
aus aller Welt.
Ein gefundenes Fressen für linguistisch Interessierte ist die Seite
http://wortschatz.informatik.uni-leipzig.de/index.html.
Auf dass der Computer eines Tages die deutsche Sprache verstehe, haben
die Informatiker der Uni Leipzig dort sechs Millionen Wörter
zusammengetragen - und miteinander in Verbindung gebracht. Dieses
Experiment erlaubt dem Onliner einen ungewöhnlichen Zugriff auf den
deutschen Wortschatz: Per Mausklick gibt's dort zu jedem Suchbegriff
eine Vielzahl von Informationen, von Rechtschreibregeln und
grammatikalischen Formen bis hin zu Synonymen und Reimwörtern.
Auch Fremdsprachen-Muffeln kann das Internet auf die Sprünge helfen.
Das Portal
www.yourdictionary.com
etwa vereint mehr als 260 Online-Lexika, für gängige ebenso wie
exotische Sprachen. Viele Angebote verfügen über eine Option, mit der
im Handumdrehen ein Wort in die gewünschte Sprache übersetzt werden
kann.
Wem die Worte ausgehen, der kann sich unter
www.zitate.at
kostenlos registrieren - eine Zitatensammlung, die 120.000 Stichworte
umfasst. Goethe sagte einst: "Ein gescheiter Mensch findet die beste
Bildung auf Reisen." Heutzutage womöglich auf dem Trip durchs Internet.
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